Frühling

Schon bald ist ein Viertel des Jahres herum und langsam sehe ich wieder das Tageslicht. Eingesponnen in einen Kokon, der nun aufbricht. Endlich. Die Verbände sind ab, der Rücken macht wieder mit. Der alte Job liegt hinter mir, der Aufbruch in die Selbstständigkeit ist erfolgt. Mein Blut braucht keine Medikamente, aus Verunsicherung wird ein Gefühl von Erleichterung und Freiheit.

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Vor wenigen Tagen habe ich das erste Mal dicke Äste in einen Holzhäcksler geschoben. Er reißt sie einem aus der Hand mit beängstigender Grobheit und Kraft und speit alles in Staub und Lärm wieder aus. Eine Höllenmaschine. Doch nach und nach lernt man, sie zu beherrschen, man weiß, wann man sich vor wirbelnden Ästen ducken muss und in welchem Winkel sie angesetzt werden müssen. Mein Cousin sortiert Feuerholz aus, mein Onkel verteilt die Späne. Ich finde noch den ganzen Tag Sägespäne an meinem Körper und in den Haaren. Feine Maschine.

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Mein Gartenexperiment ist gestartet. Ich bin da komisch, ich will alles allein machen, habe aber Angst vorm Scheitern. Ich will durchs Misslingen lernen und hoffe doch so sehr, dass irgendwas wächst. “Hier wächst alles”, sagt G., aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass aus den feinen kleinen Krümeln Etwas, die ich ins Beet einbringe, irgendetwas herauskommt. Als es dann in den Anzuchtschalen grünt, bin ich zwar erleichtert, aber gleich kommt die nächste Sorge: Wie kann dieses kleine feine Grün zu einer Frucht werden? Wie bekomme ich es heil nach draußen? Ich gehe jeden Tag zu meinen Schalen und begutachte unruhig das schwarzerdige Beet im Garten. Wachsen geht offenbar schnell und sehr langsam zugleich.

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